Höinger erradeln Rom: 23-tägige Reise ins Herz Italiens

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Vor einem Jahr entstand die Idee zu diesem Abenteuer, als die kleine Gruppe beschloss, diese epische Reise gemeinsam anzutreten. Schulferien und das Höinger Schützenfest wurden in die Planung einbezogen, und die Route wurde grob mit Hilfe von Karten und Online-Portalen skizziert. Dazu gehörten auch regelmäßiges Training im Frühjahr und das Vertrautwerden mit dem Google-Übersetzer, da Latein und ein wenig Englisch in Italien hilfreich sein können, aber nicht immer ausreichen.

Dieter Remmert, Stef Langveld, Heiner Schlüter, Josef Pantel und Stefan Risse

Dieter Remmert, Stef Langveld, Heiner Schlüter, Josef Pantel und Stefan Risse (von links)

Gemächlich begann die Reise im Winterberg und führte Richtung Süden entlang der Flusstäler von Lahn, Main, Tauber, Wörnitz und Lech. Nach einer Woche erreichte die Gruppe das Zwischenziel Füssen im Ostallgäu. Hier stießen Dieter Remmert (67), Stef Langveld (65) und Josef Pantel (65) zur Gruppe, nachdem sie den ersten Teil der Tour mit der Bahn zurückgelegt hatten. Gemeinsam setzten sie die Reise auf der Via Claudia Augusta fort, einem alten Handelsweg, den bereits Römer und Kelten benutzten, um die Alpen zu überqueren und Waren auszutauschen.

Auf dem Fernpass wurde es physisch anspruchsvoller, mit Anstiegen von bis zu zehn Prozent und mehr auf grobem Schotter, die oft zum Absteigen zwangen. „Wir haben geflucht, geschwitzt, geschoben, aber wir hatten keine Wahl. Wir mussten da drüber“, erzählten die Radfahrer. Der Reschenpass mit einer Höhe von 1.455 Metern über dem Meeresspiegel bot jedoch Erholung und spektakuläre Aussichten. Die ersten Kilometer im Südtiroler Vinschgau, bergab auf dem Etsch-Radweg, waren traumhaft, schwärmten die Radler.

Weitere Stationen auf dem Weg gen Süden waren Trient, Verona und Ravenna. Hier stießen sie auf freundliches Unverständnis: „Ihr habt Audi, BMW, Mercedes und Porsche. Warum fahrt ihr Fahrrad?“, fragte ein hilfsbereiter Einheimischer, der ihnen den besten Weg aus der Stadt zeigte. Während ihrer gesamten Reise im Juli hatten die Höinger Glück mit dem Wetter. In Norditalien wurden noch die Sandsäcke gegen die Überschwemmungen durch Starkregen in den Wochen zuvor genutzt. Bevor es in der Nähe von Rom heiß wurde, hatten sie bereits so viel Strecke zurückgelegt, dass aus geplanten zwei Etappen drei Tagestouren wurden.

Mühsam gestaltete sich die Route über den Fernpass.

Normalerweise sind wir um 8 Uhr morgens auf den Rädern, erreichten gegen Mittag einen Großteil unserer Tagesetappe und konnten dann am Nachmittag entspannt unsere Unterkunft ansteuern.“ Die Übernachtungen fanden meist in kleinen Pensionen oder Hotels statt, die am Vorabend oder morgens online gebucht wurden. Ein besonderes Highlight war die Übernachtung in einem Kloster, wo der Gastwirt zu einer nächtlichen Taschenlampenführung durch die alten Gemäuer einlud. Nur für die letzten Tage vor ihrem Rückflug hatten sie ein Mobilheim auf einem Campingplatz mit Bahnverbindung nach Rom fest gebucht, da das Radfahren in einer Großstadt „doch gewöhnungsbedürftig ist. Aber es ist nichts passiert, und auch die Räder haben durchgehalten.

Möglicherweise lag es an dem Pilgerausweis, den sich die Höinger von Pastor Carsten Scheunemann hatten ausstellen lassen. Der letzte Stempel im Vatikan wurde nach 115 Stunden im Sattel und rund 12.000 Höhenmetern eingetragen.

„Es war unglaublich anstrengend, aber es hat auch unglaublich viel Spaß gemacht“, berichteten Stef Langveld und Stefan Risse übereinstimmend. Doch im Rückblick auf alle Erlebnisse und Erfahrungen bleibt vor allem die Harmonie in der fünfköpfigen Gruppe im Gedächtnis. „Wir hätten nie gedacht, dass fünf Männer mit einem gemeinsamen Ziel in den drei Wochen bei den vielen Entscheidungen so einig sein könnten.“

Wie geplant erreichten die Radfahrer rechtzeitig in der Nacht vor dem Höinger Schützenfest den Dorfplatz, wo sie von Familien und Freunden empfangen wurden. Die Räder kamen ebenfalls sicher mit einer Spedition zuhause an.

Fotos: Privat